Die Kirche zu Herrstein
Bei der Herrsteiner Kirche handelt es sich nicht um eine alte Pfarrkirche – ursprünglich gehörte der Ort wohl zur Mutterkirche in (Nieder-) Wörresbach. Dass sich die Kirche in einer verteidigungsgünstigen Lage befindet, hängt damit zusammen, dass sie aus einer ehemaligen Burgkapelle hervorgegangen ist.
Die erforderlichen Erweiterungen weisen deutlich gotische (Chor) und barocke (Kirchenschiff) Stilelemente auf. Hinzu kommen im 16. Jahrhundert der Taufstein, im 17. u. 18. Jahrhundert die Renaissance- u. Barock Grabplatten, die Stummorgel von 1772 sowie die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert.
Die Verwendung älterer Bauelemente erklärt auch die geringe Symmetrie, die sonst für Sakralbauten ungewöhnlich ist.
Wann die Burgkapelle zur Pfarrkirche erhoben wurde, ist unbekannt. Dies muss jedoch schon vor der Reformation, die hier 1557 durch obrigkeitliche Visitation eingeführt wurde, erfolgt sein. Die Kirche selbst war übrigens eine Marienkirche. Zehntrechte, die bekanntlich ursprünglich eine reine Kirchensteuer waren, werden im Herrsteiner Bezirk bereits 1386 erwähnt.
Die Orgel stammt von der berühmten Orgelbauer-Familie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach, die in sieben Generationen über 370 Kirchenorgeln gebaut haben. Viele davon gelten als musik- und kunsthistorische Glanzstücke.
Da es sich hierbei vielfach um historische Instrumente handelt, können teilweise moderne Orgelstücke nicht oder nur schwierig verwirklicht werden. Dafür haben die Organisten aber die Möglichkeit, Orgelwerke des 16.-17.Jahrhunderts (vor allem die Werke franz. Komponisten) im originalen Klangbild wiederzugeben. Die Herrsteiner Stummorgel wurde 199? neu restauriert und ertönt heute mit einem neuen und frischen Klang.
Eine alten Bericht zur Dorfkirche finden Sie hier.
1959 tauchen bei der Renovierung die völlig unbekannten Bildtafeln eines unbekannten Malers auf. Die schwierige Restaurierung zog sich über mehrere Jahre hinweg, da die Bilder unter fünf Farbschichten verdeckt waren. Heute könne diese Bilder wieder in voller Schönheit bewundert werden.
Daten zur Geschichte der Schlosskirche
1250 Bau einer Burg der Ritter zu Stein, Kastelltyp, quadratischer Grundriss mit Türmen an den vier Ecken. Reste: 3 Türme. Schinderhannes-Turm zum größten Teil noch original.
13. Jh Kapelle im nördlichen Teil der Burg von West nach Ost gelegen (Willigisturm). Reste: Fundamente von der Südseite, Spitzbogenarkade und Schallarkade, jetzt von der Dachtonne verdeckt.
1428 Sponheimischer Amtssitz, Stadtrechte, Erweiterung zur spätgotischen dreischiffigen Pfarrkirche. Reste: Chorraum und Maßwerke, ehemaliger Eingang, Steine von den Säulen im Aussenbereich.
1557 Ehemalige Marienkirche wird durch Übertritt der Sponheimer evangelisch lutherisch.
1674 Stumpfer Turm abgebrochen um den Franzosen Wehrlosigkeit zu demonstrieren (Glockenturm).
1737 Einsturz des Palas.
1742 Amtshaus vollendet auf dem einstigen Palas.
1766 Barocker Umbau, Rundfenster, Aufgang zur Empore, Empore, Rundpfeiler entfernt.
1771 Grosse Glocke, Ton E, der Glockengiesser-Familie Klein. Größte erhaltene Glocke der Familie (1100 kg).
1776 Bestellung der Orgel bei den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach.
1884 Erster Umbau der Orgel durch Gustav Stumm.
1917 Abgabe der Prospektpfeifen sowie der kleinen Glocke als Metallspende.
1958 Erste aufwendige Restaurierung der Kirche, Auslagerung der Glocken in den neu aufgeführten Glockenturm.
1959 Umbau der Orgel durch Oberlinger. Versetzt auf die Empore, neue Spielanlage.
1961 Zweite Glocke der Firma Mabillon aus Saarburg. 740 kg, Ton G, Inschrift: „Ich bin gegossen in wirrer Zeit. Oh, Herr, erhalte den Frieden! Jesus Christus gestern und heute und derselbe in Ewigkeit.“
1973 Wehrgang wiederaufgebaut.
1992 Innenrenovierung abgeschlossen, Sandsteinboden, Trockenlegung.
1998 Renovierung der Orgel und Kirche außen.
2000 Vervollständigung der Orgel.